Die Glocken des Hohen Domes zu Paderborn
Entdecken Sie die fast 70-jährige Entstehungsgeschichte der Glocken und ihrer beiden jüngsten Geschwister.
Entdecken Sie die fast 70-jährige Entstehungsgeschichte der Glocken und ihrer beiden jüngsten Geschwister.
Das Geläut des Paderborner Domes besteht aus acht Glocken im Hauptturm und zwei Glocken im Dachreiter. Sechs der Glocken des Hauptturms wurden 1951 vom Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation aus Gussstahl gegossen, zwei – die größte und die kleinste – 2017/18 von der Königlichen Glockengießerei Eijsbouts in Asten (NL) aus Zinnbronze.
Die zwei Glocken des Dachreiters bestehen aus Zinnbronze und wurden 1984 von der Glockengießerei Petit & Gebrüder Edelbrock in Gescher (Westfalen) gefertigt.
Da das Geläut des Paderborner Domes das erste Kathedralgeläut Europas war, das aus Gussstahl gegossen wurde, kommt ihm besonderer Denkmalwert zu. Außerdem ist es vollständig dem Thema "Frieden" gewidmet und spiegelt so die Friedenssehnsucht der Nachkriegszeit wider.
(Glockenbilder © Erzbistum Paderborn, Fachstelle Kunst, Fotos: Ansgar Hoffmann)
Die mit ihrer Schwester „Maria - Trösterin der Betrübten“ jüngste Glocke des Hohen Domes wurde anlässlich der 950. Wiederkehr des Tages der Domweihe 2017 in den Niederlanden gegossen und 2018 in Paderborn geweiht.
Das Gestaltungskonzept der beiden neuen Domglocken nimmt bewusst die Vorgaben der Glockenzier von 1951 wieder auf. Daher wird auf eine umfangreiche bildliche Zier verzichtet. Den Dekor der Glocken bilden stattdessen die jeweiligen Inschriftenbänder von Brody Neuenschwander an der Glocken-Schulter sowie über dem Wolm und der Schärfe.
In der zweizeiligen Schulterinschrift (oberer Glockenrand) „spricht“ Jesus Christus durch Worte aus der Bibel (Joh 20,21b.22b):
+ JESUS CHRISTUS + UNSER FRIEDE + FRIEDE SEI MIT EUCH + WIE MICH DER (zweite Zeile) VATER GESANDT HAT + SO SENDE ICH EUCH + EMPFANGT DEN HEILIGEN GEIST +
In der zweizeiligen Inschrift über dem Wolm (untere Mitte der Glocke) betet die Kirche von Paderborn – beginnend mit dem Wahlspruch des Erzbischofs (Lk 5,5) – in den Anliegen der Zeit:
+ AUF DEIN WORT HIN (Wappen des Erzbischofs) HERR + LASS UNS ALS KIRCHE VON PADERBORN + DEIN LOB SINGEN + DEINE BOTSCHAFT DER GERECHTIGKEIT UND DES FRIEDENS BEZEUGEN + DEN ARMEN UND UNTER (zweite Zeile) DRÜCKTEN BEISTEHEN + DIE SCHÖPFUNG BEWAHREN + DIE EINHEIT DEINER KIRCHE FÖRDERN + & IN DER KRAFT DEINER LIEBE ALLEN STREIT ZWISCHEN VÖLKERN & RELIGIONEN
ÜBERWINDEN (Rechteck als Trennungszeichen)
In der zweizeiligen Inschrift über der Schärfe (ganz unten) „spricht“ die Glocke selbst und erinnert an den Friedensbund zwischen Le Mans und Paderborn:
(Signatur des Künstlers Brody Neuenschwander) GEGOSSEN VON EIJSBOUTS AM 23 (Rechteck als Trennungszeichen) NOVEMBER 2017 LÄUTE ICH ZU EHREN UNSERES ERLÖSERS JESUS CHRISTUS + ERBITTE GEMEINSAM MIT MEINEN NEUN SCHWESTERN DER WELT DEN FRIEDEN & EUROPA DIE EINIGKEIT + & ERINNERE AN DIE 950. (zweite Zeile) WIEDERKEHR DES WEIHETAGES UNSERES DOMES AM 22 (Rechteck als Trennungszeichen) JULI 2018 + ALS FRANZISKUS PAPST UND BISCHOF VON ROM, HANS-JOSEF BECKER ERZBISCHOF VON PADERBORN, YVES LE SAUX BISCHOF VON LE MANS & JOACHIM GÖBEL DOMPROPST WAREN +
Auf die Vorderseite der Glockenflanke aufgegossen ist ein Relief des auferstandenen Christus, das die Motive des Weizenkorns, das zu neuem Leben erwacht (Joh 12,24), und des wiederkehrenden Christus (Kol 1,12-20) miteinander verbindet. Die Rückseite zeigt das kolorierte Symbolkreuz des Zukunftsbildes für das Erzbistum Paderborn und erinnert so an die aktuellen pastoralen Schwerpunkte der Kirche von Paderborn. Als Weihekreuz über der Schärfe ist – wie bei allen neuen Glocken des Erzbistums Paderborn – in die vier Himmelsrichtungen die so genannte Kreuzfibel aus dem 8. Jahrhundert als ältestes christliches Symbol der Kirche von Paderborn aufgegossen.
Die "große Friedensglocke St. Liborius" wurde zwischen dem 18. und 21. Juni 1951 im Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation gegossen und – wie alle Stahlglocken – am 14. Juli 1951 durch Erzbischof Lorenz Jaeger in Paderborn geweiht. Bei der Weihe stand u.a. Landtagspräsident Josef Gockeln Pate.
Wie die Inschriften aller Stahlglocken hat Dompropst Joseph Brockmann auch die Inschrift der Liboriusglocke selbst entworfen und sie dem Frieden gewidmet. So schrieb er 1951/52: "Das Erlebnis des zweiten Weltkrieges, der auch der Bischofsstadt Paderborn eine grauenvolle Verwüstung brachte, die Friedenssehnsucht des deutschen Volkes in den Nachkriegsjahren und die Sorge um die Erhaltung des Friedens, die im Jahre 1950 von beängstigender Aktualität wurde, führten zu dem Gedanken, das neue Domgeläut unter das Motiv der christlichen Friedensbotschaft an die Menschheit zu stellen. Die ehernen Stimmen der Glocken sollen Ausdruck des Friedensverlangens, Mahnung zur Friedensliebe, Gebetsrufe um Erhaltung des Friedens sein" (in: Alte und neue Kunst im Erzbistum Paderborn 2).
Die Heiligenbildnisse der Stahlglocken schuf die Künstlerin Hilde Broër aus Kressbronn am Bodensee (*1904, †1987). Sie gestaltete die Bilder bewusst modern in einfachen Linien und setzte damit hohe künstlerische Maßstäbe für moderne Glockenzier überhaupt.
Schulterinschrift:
+ GERECHTIGKEIT + SCHAFFT + FRIEDEN
Flanke, Vorderseite: Bildnis des Bistumspatrons Liborius mit Bischofsstab und Buch, darunter Inschrift:
S. LIBORI
ORA PRO NOBIS
("Hl. Liborius, bitte für uns!")
Flanke, Rückseite: Wappen des Erzbischofs Lorenz Jaeger, darunter die Jahreszahl 1950 und sein Wahlspruch VITA ET PAX ("Leben und Friede")
über dem Schlagring: Inschrift einzeilig:
ZUR ERINNERUNG AN DEN 73. KATHOLIKENTAG BOCHUM 1949 100 JAHRE BOCHUMER GUSSTAHLGLOCKEN
Die der Mutter Gottes, der "Königin des Friedens" geweihte Glocke wurde zusammen mit ihren kleineren Geschwistern Ende Mai bis Anfang Juni 1951 in Bochum gegossen. Sie gilt als "Frauenfriedensglocke" und erhielt bei ihrer Weihe Vertreterinnen der Frauen- und Müttervereine des Erzbistums Paderborn als Patinnen.
Schulterinschrift:
+ DA + PACEM + DOMINE + IN + DIEBUS + NOSTRIS
("Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen.")
Flanke: Bildnis der Madonna mit Kind als Königin des Friedens, darunter Inschrift:
REGINA PACIS
ORA PRO NOBIS
("Königin des Friedens, bitte für uns!")
über dem Schlagring: Rückseite Gießermarke des Bochumer Vereins mit den Buchstaben "B(ochumer) V(erein) für G(ussstahlfabrikation)" und der Jahreszahl 1950
Johannes der Täufer war Patron der Domgemeinde, die bis 1998 bestand, bevor sie in der Innenstadtpfarrei St. Liborius aufging. Wie fast alle Stahlglocken wurde die "Johannes" Ende Mai bis Anfang Juni 1951 in Bochum gegossen.
Schulterinschrift:
+ AD + DIRIGENDOS + PEDES + NOSTROS + IN + VIAM + PACIS
("Um unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu lenken.")
Flanke: Bildnis des Patrons der Domgemeinde, Johannes des Täufers, mit dem Lamm Gottes, darunter Inschrift:
S. JOHANNES [!]
ORA PRO NOBIS
("Hl. Johannes, bitte für uns!)
über dem Schlagring: wie bei "Regina Pacis", darunter zwei Stege
Die Glocke "Kilian und Sturmius" erinnert in ihren Inschriften an das "Heilige Jahr" 1950, das Papst Pius XII. dem Frieden widmete. "Gib Frieden, o Herr, in unsern Tagen – Frieden den Seelen, Frieden den Familien, Frieden dem Vaterland, Frieden unter den Völkern", betete der Papst damals.
Schulterinschrift:
+ VERITAS + DOMINI + MANET + IN + AETERNUM
("Die Wahrheit des Herrn währet in Ewigkeit.")
Flanke: Bildnis der Frankenheiligen Kilian und Sturmius, darunter Inschrift:
S. KILIANE S. STURMI
ORATE PRO NOBIS
("Hl. Kilian, hl. Sturmius, bittet für uns!")
auf der Rückseite vierzeilige Inschrift:
ANNO SANCTO
MDCCCCL
REDEAT
OPTATISSIMA PAX
("Im Heiligen Jahr 1950 möge der heißersehnte Friede zurückkehren.")
über dem Schlagring: wie bei "Regina Pacis", jedoch ohne Jahreszahl, darunter ein Steg
Die dem hl. Meinolph gewidmete Glocke sollte bei ihrer Weihe die Friedenssehnsucht der damaligen Jugend symboliseren und erhielt daher zwei junge Menschen zu Paten. Gleichzeitig ist der hl. Meinolph stark mit dem Paderborner Land verbunden, da er das Stift Böddeken bei Büren nahe Paderborn gründete.
Schulterinschrift:
+ PAX + CHRISTI + EXSULTET + IN + CORDIBUS + VESTRIS
("Der Friede Christi juble auf in euren Herzen.")
Flanke: Bildnis des hl. Meinolph mit Hirsch und Kirche, des Patrons des Paderborner Landes, darunter Inschrift:
S. MEINOLPHE
ORA PRO NOBIS
("Hl. Meinolph, bitte für uns!")
auf der Rückseite fünfzeilige Inschrift:
JUVENES
ET
VIRGINES
BENEDICITE
DOMINUM
("Ihr Jünglinge und Jungfrauen, preist den Herrn!")
über dem Schlagring: wie bei "Regina Pacis", darunter ein Steg
Kaiser Heinrich II. (im Amt 1002 - 1024) war dem Dom und Bistum Paderborn eng verbunden. Die kirchliche Überlieferung hebt hervor, er habe seinen Erfolg vor allem dem Gebet und nicht den Waffen zu verdanken. Er galt bald als Prototyp des frommen Herrschers.
Schulterinschrift:
++ MAGIS ++ QUAM ++ ARMIS ++ PRECIBUS
("Mehr durch Gebete als durch Waffen")
Flanke: Bildnis des Kaisers Heinrich II. mit Reichsapfel und Schwert, auf der Rückseite fünfzeilige Inschrift:
S. HENRICE
IMPERATOR
SANCTITATE QUAM
SCEPTRO CLARIOR
ORA PRO NOBIS
("Hl. Kaiser Heinrich, durch Heiligkeit glorreicher als durch Herrschergewalt, bitte für uns!")
über dem Schlagring: wie bei "Regina Pacis", darunter ein Steg
Die Glocke "Maria – Trösterin der Betrübten" wurde zusammen mit der Glocke "Jesu Christus – unser Friede" gegossen, um die E-Dur Melodie des Geläutes im Hauptturm zu vervollständigen. Beide Glocken wurden am Ostermontag des Jahres 2018 in Paderborn durch Erzbischof Hans-Josef Becker geweiht.
Die einzeilige Schulterinschrift (oberer Glockenrand) nennt den Glockennamen und erinnert an den Auftrag Mariens bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2, 5b):
+ MARIA + TROESTERIN DER BETRÜBTEN + WAS ER EUCH SAGT + DAS TUT!
Unter diesem Textband sind die drei Marienbilder aufgegossen, die für die Marienverehrung und die Frömmigkeitsgeschichte der Stadt und des Erzbistums Paderborn von herausragender Bedeutung sind: die Imad-Madonna des Domes sowie die beiden Gnadenbilder von Werl und Verne.
Auf diese Marienbilder bezieht sich das darunter verlaufende dreizeilige Fürbittgebet:
+ HERR JESUS CHRISTUS + AUF DIE FÜRSPRACHE DEINER UND UNSERER MUTTER MARIA + SCHENKE (zweite Zeile) DEN FAMILIEN FRIEDEN + DEN KRANKEN HEILUNG + ALLEN GEFLÜCHTETEN EINE NEUE HEIMAT UND (dritte Zeile) + VOLLENDE DEREINST AUCH UNSERE IRDISCHE PILGERSCHAFT IM REICH DEINES EWIGEN FRIEDENS
In der Inschrift über der Schärfe – über der sich wie bei der Christus-Friedensglocke die Weihekreuze befinden – „spricht“ die Glocke selbst und erinnert an die tiefe Verbundenheit des Erzbistums Paderborn und seiner Gläubigen mit der Gottesmutter Maria:
+ GEGOSSEN VON EIJSBOUTS AM 9. FEBRUAR 2018 + LÄUTE ICH ZU EHREN DER GOTTESMUTTER MARIA + DEREN BILDNIS BISCHOF IMAD UNSEREM DOM SCHENKTE + DER SICH (zweite Zeile) UNSER ERZBISTUM IN WERL ALS TRÖSTERIN DER BETRÜBTEN ANVERTRAUT HAT + UND DIE VON DEN GLÄUBIGEN DER STADT PADERBORN SEIT 1763 IN VERNE VEREHRT WIRD +
Prof. Dr. Karl Josef Schmitz, Direktor des Diözesanmuseums, regte 1984 an, kleine Glocken in den Dachreiter des Domes zu hängen. Nachdem der Beschluss gefallen war, wurden zwei Glöckchen in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Westfalen) gegossen und im selben Jahr aufgehängt. Wegen ihres schnellen Rhythmus nennt man sie gerne "Maria" und "Martha" in Anlehnung an die besorgten Schwestern des Lazarus aus dem Lukasevangelium (Lk 10,38-42).
Schulter: Fries aus Rankenwerk und Inschrift:
ANNUS SANCTUS MCMLXXXIII - MCMLXXXIV
Flanke: ovale Gießermarke
Schlagring: drei Stege
Das Glöckchen "Martha" wurde zusammen mit dem Glöckchen "Maria" 1984 gegossen. Beide Glöckchen läuten unter anderem Werktagsmessen ein.
Schulter: Fries aus Rankenwerk und Inschrift:
APERITE PORTAS REDEMPTORI MCMLXXXIII - MCMLXXXIV
Flanke: ovale Gießermarke
Schlagring: drei Stege
So richten Sie den Klingelton auf Ihrem Smartphone ein:
Laden Sie diesen Klingelton auf Ihren PC: paderborner-domglocken.mp3
So geht’s: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Link und wählen Sie „Ziel speichern unter“ (Firefox / Internet Explorer) bzw. „Link speichern unter“ (Chrome). Wählen Sie den Ordner, in dem die Klingelton-Datei gespeichert werden soll und klicken Sie dann auf „speichern“.
Laden Sie dann den Klingelton auf Ihr Android-Smartphone:
Voraussetzung: Sie brauchen für diesen Vorgang das Programm iTunes. Hier können Sie sich iTunes herunterladen und dann installieren: https://www.apple.com/de/itunes/download/
Laden Sie diesen Klingelton auf Ihren PC oder Mac: paderborner-domglocken.m4r
So geht’s: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Link und wählen Sie „Ziel speichern unter“ (Firefox / Internet Explorer) bzw. „Link speichern unter“ (Chrome). Wählen Sie den Ordner, in dem die Klingelton-Datei gespeichert werden soll und klicken Sie dann auf „speichern“.
Schließen Sie das iPhone an Ihren Computer an.
Öffnen Sie iTunes.
Vergewissern Sie sich, dass Sie die neueste Version installiert haben.
Laden Sie den Klingelton auf Ihr iPhone
Suchen Sie auf Ihrem Computer den Klingelton, den Sie Ihrem Gerät hinzufügen möchten. Ziehen Sie die Datei auf Ihr iPhone in der linken Seitenleiste von iTunes direkt in den Ordner „Töne“.
Trennen Sie dann Ihr iPhone vom Computer. Gehen Sie im iPhone auf Einstellungen -> Töne. Unter Klingelton -> Klingeltöne können Sie nun paderborner-domglocken auswählen.
Wie bei allen Neuanschaffungen von Glocken im Erzbistum Paderborn mussten auch die neuen Glocken für den Dom durch Spenden finanziert werden.
Von Juli 2016 bis September 2018 wurden dafür 300.000 Euro an Spenden gesammelt. Wir danken allen Förderern für ihre großzügige Unterstützung. Vergelt's Gott.
Diese Seite wurde zu einem großen Teil durch ehrenamtliche Helfer erstellt. Wir sagen auch dafür "Vielen Dank und vergelt's Gott!".