Dreitagesausflug der Domgilde nach Erfurt | 07.11.2025

42 Domgildenmitglieder machten sich am 28. Oktober 2025 auf die Fahrt in die Thüringische Landeshauptstadt. Ein gut gewähltes Reiseziel, denn Erfurt kann mit einigen Superlativen glänzen: Die Stadt besitzt eine der größten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerne und mit der Krämerbrücke die längste komplett bebaute und bewohnte Brücke Europas.

Zudem ist das Bistum Erfurt als Suffraganbistum der Kirchenprovinz Paderborn mit der Paderstadt seit 1994 verbunden.

Das Quartier im zentral in der Altstadt gelegenen evangelischen Augustinerkloster war ein Ort mit besonderer historischer Bedeutung: Hier trat der junge Martin Luther 1505 bei den Augustiner-Eremiten ein und lebte im Bettelorden die folgenden sechs Jahre.

Nach einer Andacht im ehemaligen Kapitelsaal mit Domvikar Hans Jürgen Rade konnte im Rahmen einer Führung die Klosteranlage - eine gelungene Mischung historischer Bausubstanz und moderner Architektur – besichtigt werden.

Am darauffolgenden Tag stand vormittags eine Stadtführung auf dem Programm. Ausführlich wurde anschließend die Hohe Domkirche St. Marien aus dem 12. Jahrhundert mit der größten freischwingenden mittelalterlichen Glocke der Welt – der Gloriosa – besichtigt. Der gotische Hochchor des Erfurter Doms beeindruckte die Reisegesellschaft mit dem Chorgestühl und Glasfenstern größtenteils aus dem 14. Jahrhundert. Auch der Wolframsleuchter - eine der ältesten Bronzefreiplastiken aus der Entstehungszeit des Domes -, das fast neun Meter hohe Fresko des Christopherus aus dem 15. Jahrhundert und die sich darunter befindende Grabplatte des Grafen von Gleichen mit seinen zwei Ehefrauen weckten das Interesse. Über die reguläre Domführung hinaus konnte die sog. Unterkirche mit der Reliquien-Tumba der hl. Adolar und Eoban sowie der Kreuzgang in den Klausuranlagen besichtigt werden.

Der Abreisetag hielt einen besonderen Besichtigungshöhepunkt bereit: das jüdisch-mittelalterliche Kulturerbe in Erfurt, seit 2023 UNESCO-Welterbe. Der Stadtrundgang durch die Altstadt führte zu der um 1100 erbauten Alten Synagoge. Sie gilt als älteste erhaltene Synagoge in Europa und beherbergt den 1998 bei Bauarbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft zufällig gefundenen Erfurter Schatz aus dem 14. Jahrhundert.  Während der Judenverfolgung in der Zeit der Pestepidemie im Jahre 1349 versteckte ein jüdischer Kaufmann den Schatz aus Silbermünzen und -barren und herausragenden Einzelstücken gotischer Goldschmiedekunst. Mit dieser bewegenden Geschichte verbunden war der Schatz und vor allem sein Prunkstück – ein filigran kunstvoller Hochzeitsring – beeindruckend.

In zwei Jahren findet der nächste Dreitagesausflug der Domgilde statt.

Die Domgilde ist der ehrenamtliche Präsenzdienst im Hohen Dom. Sie umfasst zur Zeit 105 Mitglieder, von denen 69 den aktiven Wochendienst im Dom leisten. Der Domführungsdienst der Domgilde ist für die Domführungen verantwortlich. Zum Programm der Domgilde gehören neben dem ehrenamtlichen Präsenzdienst von zwei Stunden in der Woche regelmäßige Treffen mit Gottesdienst und Gesprächen, Jahresausflügen und Fortbildungen. Interessentinnen und Interessenten sind herzlich willkommen. 

 

Text und Foto: Dr. Gerlinde von Westphalen

Die Domgilde auf ihrer Fahrt in Erfurt. © Dr. Gerlinde von Westphalen