Rendezvous im Dom "…durch Zweifel wachsen" | 09.03.2023
Gestern Abend fand wieder unsere Fastenreihe „Rendezvous im Dom“ statt. Unter dem Motto „Auswege aus Krisen“ gibt es jeden Mittwoch in der Fastenzeit eine Andacht mit Gesprächspredigt, in der sich verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Bereichen treffen und über ein Thema sprechen, dass sie verbindet.
Diese Woche sollten nun eigentlich Frau Keinath, die Leiterin des Labor E auf Herrn Prof. Dr. Aaron Langenfeld, den Rektor der Theologischen Fakultät treffen. Leider ist Frau Keinath kurzfristig krankheitsbedingt ausgefallen, weswegen Domvikar Dr. Reiner Hohmann spontan übernahm.
Domvikar Dr. Reiner Hohmann im Gespräch mit Prof. Dr. Aaron Langenfeld, Rektor der Theologischen Fakultät B. Laame
Im Gespräch, das unter dem Leitfaden „… durch Zweifel wachsen“ stand, hob Herr Langenfeld zunächst hervor, dass Zweifeln für ihn als Theologen Handwerksgeschäft sei. Deswegen nähme er den Zweifel als Begriff zu aller erst als etwas Positives wahr. Er mache ihn frei anzuerkennen, dass Dinge manchmal ganz anders seien, als er zunächst vermutet habe. Domvikar Hohmann konnte dem nur zustimmen und ergänzte, dass Zweifel es erst ermöglichten „dass wir Neues entdecken können, was wir vorher noch nicht aus dem Schirm hatten.“
Im weiteren Gespräch machten beide deutlich, dass Zweifeln auch zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit einer Thematik oder eben auch mit Gott führen kann, was wiederum für ein tieferes Verständnis sorgt. Zweifel seien somit auch immer eine Möglichkeit zu wachsen. Gleichzeitig hätte es ihm geholfen zu wissen, dass auch andere zweifelten, betonte Domvikar Hohmann. Gerade das Studium sei für ihn eine Zeit des Zweifelns gewesen. Es habe aber geholfen, dass es immer Personen gegeben habe, „in deren Windschatten ich Zweifeln konnte oder durfte.“ Außerdem betonte er: „Ich glaube auch, dass Priester solche Personen sein sollten, in deren Windschatten andere auch ein bisschen zweifeln dürfen, um so vorwärtszukommen.“
Natürlich kam dann auch noch die Frage auf, warum Zweifel in unserem Glauben oft so negativ besetzt sei, wenn er doch so viel Positives zu bieten habe. Hier kamen beide dann auf den Unterschied von „zweifeln“ und „verzweifeln“ zu sprechen. Herr Langenfeld erklärte, negativ würde es da „wo der Zweifel so umschlägt in Grübelei, in Melancholie, in Trägheit, dass ich gerade keine Möglichkeiten mehr gewinne aus den Zweifeln; dass ich keinen Zuwachs mehr habe an Lernen und Entwicklung, sondern stecken bleibe.“ Leider gäbe es für solche Fälle kein Patentrezept. Aber es helfe, betont Domvikar Hohmann, im Gespräch zu bleiben. Sowohl mit Gott, aber auch mit Mitmenschen. Selbst wenn es eine Zeit lang nur zum Klagen sei.
Sollten Sie das Rendezvous im Dom gestern verpasst haben, schauen Sie gerne in unseren Livestream. Nächsten Mittwoch um 19:00 Uhr trifft unsere Referentin Kira Lietmann auf den ehemaligen Militärpfarrer und jetzigen Leiter des Pastoralverbundes Nord-Ost-West Pfarrer Stolz unter dem Motto „…in Kriegszeiten stark bleiben.“